Einführung in das Sammelgebiet "Kurland"

Kurland, ein "Punkt" in der Landkarte der Briefmarkenausgaben während des zweiten Weltkrieges.

Kurland und Livland sind zwei Provinzen im Staate Lettland. Sie sind durch die DÜNA, die bei der Hauptstadt Riga in den Rigaischen Meerbusen mündet, getrennt. Der westliche Teil Kurlands erstreckt sich halbinselartig zwischen dem Rigaer Meerbusen und der Ostsee mit der bekannten Hafenstadt Libau.

 Kurlandband des Funkers Theo Scheidt + aus Aachen, 563 Volksgrenadierdivision, Regiment 1149

Theo Scheidt hat das Band im Schuh durch alle Kontrollen gebracht.

Der Ärmelstreifen wurde erst kurz vor Kriegsende an die Truppe ausgegeben.

Historiker haben bisher keinen Hinweis in Publikationen  auf die Briefmarken und die Stempel der Post und Feldpost gegeben. Die Aufgabe der Feldpost in der umfassenden Vielfalt darzustellen, die meist einzige Verbindung zur Heimat aufrecht zu erhalten, zumindest eine forschungsintensive Aufgabe für Philatelisten.

Inzwischen gibt es viele Fundstellen im Internet. Die Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft Feldpost 1939-1945 ist nicht nur für den Spezialisten sinnvoll.

Der militärische Einsatz gegen Russland musste zwangsläufig von Deutschland aus auch über die Staaten des Baltikums gehen. Das wurde im Juni 1941 in der Weisung 21 ("BARBAROSSA") festgelegt. Die 16. und 18.Armee als Heeresgruppe Nord (HG NORD) hatte den Auftrag, bei ihrem Eroberungsfeldzug durch das Baltikum, Leningrad und Kronstadt zu erobern. Der Überfall geschah am 22.6.41 um 3.05 Uhr.
Auf dem Rückzug war es wieder die Heeresgruppe Nord bestehend aus der 16. und 18. Armee mit 

ca. 400 000 Soldaten, welche die Front gegen die sowjetischen Divisionen auf Hitlers Befehl verteidigen musste. In der Bewegung "Donner" wurde die 16. und 18. Armee ab 5.Okt.1944 auf die Riga-Ost-Stellung zurückgenommen. Ab 7.Okt. fließen dann pro Tag 2 Divisionen durch die Enge "Riga-Schlock" in den Westen Lettlands, in ein Teilgebiet des ehemaligen Herzogtums KURLAND.

Die Einkesselung

Anfang bis Mitte Oktober 1944 wurde die Heeresgruppe Nord von schnellen Verbänden der sowjetischen 51. Armee, bei einem Vorstoß an die Ostsee nördlich Memel, für immer von der Landverbindung zur Heimat abgeschnitten, sie waren eingekesselt. Ähnlich wie bei den eingeschlossenen Verbänden auf den Inseln Griechenlands, war die Lage dieses Kessels für die Russen hervorragend geeignet, 2 Armeen dort bis zum Kriegsende durch mehrere Schlachten zu beschäftigen, in Schach zu halten und aus allen Kampfhandlungen zum deutschen Reichsgebiet herauszuhalten.
6 Kurlandschlachten haben die zwei Armeen gegen eine dreifache Übermacht im Kessel überstehen können. Verbindungen zur Heimat waren aus dem Kessel noch über die Häfen Libau und Windau und auf dem Luftwege möglich. Hitler lehnte die Rückführung der Truppen aus Kurland mehrmals ab, obwohl Großadmiral Dönitz das in vier Wochen schaffen wollte. Bei je einer Fahrt über die Ostsee mit 35 Transportern hätten 25 000 Mann, 5 600 Pferde und 3 500 Kraftfahrzeuge nach Deutschland transportiert werden können, immerhin ca. 500 000 Soldaten (Herbst 1944). Mitte Februar und zuletzt am 18.März 1945 lehnte der "Führer" das endgültig ab. Das Schicksal der HG Nord war besiegelt. Die HG Nord wurde Mitte Januar 1945 umbenannt und hieß bis Kriegsende Heeresgruppe Kurland (HG Kurland). Die Soldaten bekamen zuletzt ein Ärmelband gleichen Namens. Das Reichkommissariat Ostland wurde am 1.4.1945 aufgelöst und ersetzt durch den General KURLAND. Der Abtransport über die Häfen Libau und Windau mit allen möglichen Schiffen in den letzten Tagen des Krieges war nur zu wenigen geglückt.

Zuletzt kamen noch 180 000 Mann in russische Kriegsgefangenschaft. Sie wurden zum Straßenbau in Estland, in Fabriken in Lettland und andere im Bergbau in Russland über viele Jahre von der Heimat ferngehalten.

Der Kurlandschnellbrief

Um die Soldaten nicht ganz von der Verbindung zur Heimat abzutrennen, die Post über See war unsicher und durch Schiffsverluste lückenhaft, wurde Anfang März eine Kurierpost per Flugzeug: Der KURLANDSCHNELLBRIEF geschaffen.

Im Katalog ist er unter Feldpost Nr. 16 zu finden. Zuerst bekamen Verwundete in den Lazaretten Karten mit der halbierten grünen Feldpostzulassungsmarke (MICHEL Nr.4), später gab es sie auch für Soldaten an der Front. Eine flächendeckende Versorgung mit diesen Briefen hat es jedoch offensichtlich nicht gegeben. Die ersten Feldpost-Karten sind vom Anfang März 1945, die danach ausgegebenen Briefe sind fast bis Ende April 1945 befördert worden.
Bis heute sind, neben vielen Fälschungen und Verfälschungen sowie Fälschungen zum Schaden der Feldpost (PFä),  ca. 200 echte Briefe registriert.
Immer mehr setzen sich die Erkenntnisse über verwendete Feldpoststempel mit den Unterscheidungsbuchstaben und Ausgabemöglichkeiten bei verschieden Einheiten zu einem vorläufigen Gesamtbild zusammen.

Die Briefmarken

Eine der ersten Berichte in einer philatelistischen Zeitschrift: "Illustrierte Briefmarkenpost" von 1947 hieß: "Aufklärung über Kurland". Doch, selbst der darin abgebildete Schnellbrief war schon eine Fälschung. Auch der zivile Postverkehr innerhalb des Kessels wurde auf Dauer erschwert. Die Postwertzeichen mit dem Aufdruck "OSTLAND" zu 6 Pfg und 12 Pfg, also für Postkarten und Briefe, waren ausgegangen. Der Armeefeldpostmeister Dr. Hill hatte jedoch noch unbedruckte Marken zu 5, 10 und 20 Pfennig der Hitler-Dauerserie und nicht mehr zur Verwendung gekommene braune Feldpost-Päckchen-Zulassungsmarken, gezähnt und durchstochen: Michel 4A und 4B. Die Dauerserie wurde versuchsweise rot und schwarz überdruckt. Die dunkelrotbraune 10 Pfg ließ den Versuch mit der roten Farbe jedoch scheitern. Die Aufdrucke in rot waren fast nicht zu erkennen und somit für diese Zwecke unbrauchbar. Aufdrucke mit schwarzer Farbe wurden versuchsweise mit zweierlei Lettern durchgeführt, wobei die kleinere Ausführung ebenso wie die rote nicht verwendet wurde. So wurde der endgültige Druckauftrag in der Zeitungsdruckerei "Kurzemes vârds" in Libau in schwarz ausgeführt. 

Ausblicke

Das Sammel- und Prüfgebiet KURLAND musste ohne amtliche Unterlagen von Sammlern und Prüfern mosaikartig seit Kriegsende erforscht werden. Nur zögernd konnten verwendete Stempel und möglicherweise bei Kriegsende entwendete und dann nachverwendete Stempel festgestellt werden. Falsche Stempel wurden meist auf zusammengeklebten Marken mit beschädigter Gummierung benutzt. Das Vergleichsmaterial für die postfrischen Marken war dagegen immer unzweifelhaft vorhanden. Das Urteil der Experten über viele Jahrzehnte ließ die vielen Versuche von Fälschern, die Aufdrucke wie beim Original (im Buchdruck) zu fälschen und als echte zu veräußern, bisher immer scheitern.
Aus Fakten und gesammelten Literatur- und Forschungsergebnissen wird ein Bild von den Ereignissen in und um Kurland gewonnen und Erkenntnisse untermauert. Archive in Lettland und Russland werden erst im Laufe der Zeit so eingeordnet sein, dass die eigene Bevölkerung wissenschaftliche und geschichtliche Nachforschung betreiben kann. So fehlen Unterlagen zur Herausgabe der Briefmarken und Anweisungen bisher von Deutschland wie auch von Lettland. Die Befehle des General Kurland, alle Unterlagen vor der Übernahme durch die Russen zu vernichten, scheint man nachgekommen zu sein. Doch bleibt den nachkommenden Generationen noch viel zu tun, die Archive zur weiteren Klärung zu sichten.

Bisher wurden keine echten Bedarfsbriefe gefunden. Private Post ins Ausland war unmöglich, so begnügte man sich wohl damit, Kurland-Marken bei den Postämtern stempeln zu lassen. 

 Copyright: Wilhelm van Loo, 2010